Familie mit zwei Kindern sitzt auf Wiese

Als Familie vegan leben: Wichtige Tipps und interessante Einblicke

Früher bedeutete vegan einfach nur, dass man keine tierischen Produkte isst bzw. verwendet. Fertig. Heute bedeutet vegan aber viel mehr. Es geht weit über die Ernährung und den Verzicht auf Leder etc. hinaus und ist mehr die Bezeichnung einer Gesinnung, einer Überzeugung, einer Lebenseinstellung. Rund 1 Milliarde Menschen leben übrigens weltweit vegan.

Die Gründe, warum Menschen vegan leben wollen, sind höchst unterschiedlich und dennoch gehen sie in dieselbe Richtung. Für die einen ist die Liebe zu Tieren bzw. die Nichtakzeptanz der unwürdigen Lebensbedingungen der Tiere in der Fleischindustrie der Hauptgrund. Für andere Veganer und Veganerinnen sind gesundheitliche Aspekte ausschlaggebend. Für wieder andere ist der Umstieg auf Veganismus ein allgemeiner Ausdruck eines nachhaltigen Lebensstils. Und wieder andere finden alle drei Aspekte gleich wichtig.

 

Veganismus ist eine Gesinnung, keine Diät!

Es ist nicht immer einfach, vegan zu leben. Überall sind versteckte tierische Produkte enthalten - auch da, wo man es oft nicht vermutet, wie z.B. in Kosmetika. Bei einem Umstieg müssen alte Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten, wie beispielsweise das Tragen von Lederschuhen, aufgegeben werden. Auch der Besuch eines Restaurants gestaltet sich oftmals schwierig, da vielen Betreibern bzw. Köchen die vegane Küche nicht ausreichend vertraut ist.

Möchtest du zukünftig gemeinsam mit deiner Familie vegan leben? Dann möchten wir dir mit unserem Beitrag dabei helfen. Wir haben euch hierzu viele Tipps und Informationen zusammengestellt.

 

Die größte Hürde: Die Umstellung zum veganen Lebensstil

Die Übergangszeit von einer omnivoren Lebensweise hin zu einer veganen ist für die meisten die schwierigste Zeit. Dies liegt zum einen daran, dass man sich erst an ein veganes Leben gewöhnen muss. Zum anderen liegt es oft auch daran, dass man sich einfach noch nicht so gut in diesem Bereich auskennt.

Lass es langsam angehen. Übertreibe den Übergang nicht und gehe mit Bedacht und einem gesunden Menschenverstand an den Prozess heran. Wenn du dich für eine vegane Lebensweise entscheidest, bedeutet das auch, dass du vieles wegschmeißen und neu kaufen musst. Für die meisten ist es alleine schon finanziell unmöglich an einem bestimmten Tag z.B. die Lederschuhe aller Familienmitglieder wegzuwerfen und mit neuen zu ersetzen.

 

Nimm dir selbst den Druck!

Du musst nicht gleich in einem Schritt vegan werden. Erlaube dir eine Übergangszeit von einigen Monaten - insbesondere bei der Umstellung aller Bereiche, die über die Ernährung hinausgehen. Beim Essen hingegen kannst du in der Tat eine Umstellung von heute auf morgen erreichen. Viel besser ist es jedoch, wenn du dich selbst auch hier nicht so unter Druck setzt und es langsam angehen lässt. Ersetze nach und nach deine Gerichte durch vegane Alternativen. Das darf auch gerne einige Wochen dauern.

 

Alle Familienmitglieder sollten auch wirklich mitmachen wollen

Wenn es möglich ist, sollten ganz bewusst alle Familienmitglieder von der Umstellung überzeugt sein. Im Idealfall bezieht man vor der Umstellung den Kinderarzt oder eine vegane Ernährungsberatung mit ein, um den Prozess sicher und problemlos vollziehen zu können.
Führt darüber in der Familie intensive Gespräche. Sprecht über alle Aspekte der Umstellung und macht euch die vielen Vorteile bewusst. Sprecht aber auch mögliche Schwierigkeiten und Probleme an. Sollte sich ein Familienmitglied strikt weigern, sich dem veganen Leben anzuschließen, wirst du es nicht zwingen können. Und das bringt auch nichts.

Zuhause wird es zwar fortan nur noch veganes Essen geben, aber außerhalb der Wohnung wird diese Person essen, was ihr schmeckt und vielleicht auch weiterhin Lederschuhe tragen. Sprecht also darüber, wie ihr gegenseitig mit der Sache umgehen wollt und wie ihr die jeweils andere Vorstellung der Lebensweise respektieren werdet.

 

Die vegane Ernährung

Einer der Hauptaspekte einer veganen Lebensweise ist selbstverständlich das Essen. Hier fangen für sehr viele Umsteiger schon die Schwierigkeiten an. Dabei geht es weniger darum zu wissen, was man nicht essen darf, sondern vielmehr um die Frage, was man essen muss, um seinen Körper ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.

die vegane Ernährungspyramide

Hierbei hilft die vegane Ernährungspyramide. Sie gibt einen Anhaltspunkt darüber, welche veganen Lebensmittel man in welchem Verhältnis zu sich nehmen sollte. Die Empfehlungen sind konkret wie folgt:

  • Viel Bewegung und mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag trinken.
  • Täglich 300 g Obst und 400 g Gemüse essen.
  • Täglich vier Portionen Kartoffel, Getreide und Vollkornprodukte essen.
  • Mehrmals wöchentlich Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Algen essen.
  • Nur gute Fette und sehr wenig Alkohol und Süßigkeiten zu sich nehmen.

 


Tipp #1

Mache dir am besten einen Essensplan (gleich mit einer Einkaufsliste zusammen) für die ganze Woche. Auf diese Weise kannst du nichts vergessen und behältst den Überblick über die Nährstoffe und Stufen der Pyramide.

 

 


Tipp #2

Kombiniere vegan und nachhaltig zu einem Gesamtkonzept. Nur weil du dich vegan ernährst, ernährst du dich nicht gleichzeitig auch vollkommen nachhaltig. Bedenke bei der Auswahl der Gerichte und Produkte weitere Aspekte wie regionale Produzenten, saisonale Gemüse- und Obstauswahl, fair gehandelte Produkte und viele BIO-zertifizierte Lebensmittel.

 

 

Vitamin B12 und andere mögliche Nährstoffmängel

Einige Nährstoffe sind (fast) nur in tierischen Produkten in ausreichender Menge zu finden. Das liegt unter anderem an der Art und Weise, wie unsere Lebensmittel heutzutage verarbeitet werden. Aus diesem Grund solltest du darauf achten, welche Nahrungsmittel du zu dir nimmst und welche Nährstoffe darin enthalten sind.

Wie bei einer omnivoren Ernährung, musst du auch als Veganer auf eine ausgewogene Ernährung achten. So musst du wissen, wo du die benötigten Nährstoffe herbekommen kannst. Vitamin B12 kommt allerdings kaum in pflanzlichen Lebensmitteln vor und sollte daher supplementiert werden. Hole dir am besten Rat bei deiner/deinem Hausarzt/-ärztin ein.

Eisen
Nehmen wir als Beispiel Eisen. Zwischenzeitlich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es verschiedene Formen von Eisen gibt und dass das aus Pflanzen stammende, sogenannte „Nicht-Häm-Eisen“ nur zu einem Zwanzigstel von unserem Organismus verwertet werden kann. Selbst wenn also der Eisengehalt von Spinat bei 3 mg pro 100 g Spinat liegt, kann der Körper davon nur 0,15 mg aufnehmen. Um den Tagesbedarf von 10 mg zu decken, müsstest du demnach knapp 7 kg Spinat pro Tag essen. Natürlich gibt es auch vegane Lebensmittel, die dich mit ausreichend Eisen versorgen. Damit hier kein Nährstoffmangel entsteht, musst du dich also gut über die verschiedenen Lebensmittel und ihre Eigenschaften informieren.

 


Tipp #3
Ein einfacher Weg, um einer möglichen Unterversorgung dieser Nährstoffe vorzubeugen, ist es, auf entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Achte aber darauf, dass diese als vegan gekennzeichnet sind und z.B. keine Laktose enthalten.

 

 


Tipp #4

Lass dich nicht von dem Gedanken fehlleiten, dass jedes vegane Produkt automatisch auch gesund ist. Pommes sind zwar vegan, aber alles andere als gesund. Zudem enthalten viele vegane Fertigprodukte eine Menge Fett, Zucker und Aromen, um beispielsweise den Geschmack von Fleisch zu imitieren.

 

 


Tipp #5

Für viele deiner Lieblingsrezepte kannst du einfach die entsprechenden veganen Ersatzprodukte für Milch (z.B. Mandel- oder Hafermilch), Eier (Pulver aus pflanzlichem Eiweiß), Butter (vegane Margarine), Käse (veganer Käse) verwenden. Diese schmecken mindestens genauso gut, wie die aus tierischen Rohstoffe.

 

 

Veganer Alltag

Neben der Ernährung spielen viele andere Dinge bei einer veganen Lebensweise eine Rolle. Greifen wir einmal zwei Aspekte heraus: Kleidung und Körperpflege.


Vegane Kleidung

Als Veganer:in lehnst du alle tierischen Produkte ab, also auch Wolle, Leder und Seide. Bei der Umstellung zu einer veganen Lebensweise solltest du nicht gleich alle diese Kleidungsstücke entsorgen, denn das wäre nicht nur teuer, sondern auch nicht wirklich nachhaltig. Die Stücke sind nun mal da. Fange vielleicht bei den Teilen an, die dir eh nicht mehr so gut gefallen oder passen und arbeite dich nach und nach mit der Zeit bis zu deinen ehemaligen Lieblingsstücken vor.

 


Tipp #6

Wirf Kleidungsstücke nicht einfach weg. Versuche sie zum Beispiel in einem Second Hand Shop zu verkaufen oder sie mit einem Kumpel oder einer Freundin zu tauschen. Natürlich kannst du sie auch verschenken oder spenden. Alles besser, als sie wegzuwerfen.

 

 

 Gleiches gilt natürlich für Schuhe. Ersetze dein Schuhwerk genauso wie deine Kleidung nach und nach durch vegane Alternativen. Inzwischen gibt es wirklich viele Modelabels, die komplett auf Leder, Wolle und andere tierische Materialien verzichten.

 

Körperpflege und Kosmetik

Bei der Körperpflege und Kosmetik gibt es zwei Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen gibt es Produkte, in denen tierische Rohstoffe verarbeitet wurden, wie zum Beispiel Shampoos mit Milchprodukten oder Honig.

Zum anderen solltest du an den Tierschutz denken und darauf achten, dass die Produkte ohne Tierversuche entwickelt wurden. Das kann aber ein wenig tricky sein. Zwar sind in der EU Tierversuche für Kosmetikartikel bereits seit langem verboten, es gibt aber immer noch Unternehmen, die beispielsweise in anderen Ländern weiterhin Tierversuche betreiben. Hier müsst Ihr ein wenig auf Internetrecherche gehen, um sicherzustellen, dass Ihr ein solche Produkt nicht kauft.

Natürlich haben auch die Produzenten den allgemeinen Trend erkannt und bieten immer öfter ein veganes Siegel oder gleich eine ganze vegane Pflege- oder Kosmetikserie an.

 

Vegane Ernährung bei Kindern

Kinder vegan ernähren sollte gut vorbereitet werden Kinder haben einen anderen Bedarf an Nährstoffen als Erwachsene. Der Wachstums- und Entwicklungsprozess von Kindern bedarf eine Menge Energie, Vitamine und Nährstoffe. Daher ist es besonders wichtig, sich mit dem Kinderarzt zu beraten oder eine/n vegane/n Ernährungsberater/in hinzuzuziehen.


Tipp #7

Um ganz sicherzugehen, dass es deinem Kind bei der veganen Ernährung gut geht und es gesund bleibt, solltest du es regelmäßig medizinisch untersuchen lassen und der Nährstoffgehalt im Blut gemessen werden.

 

 

 

Ist Muttermilch vegan?

Eine hübsche Betrachtung zum Abschluss unseres Beitrags: Wenn man es mal genau betrachtet, sind wir Menschen auch Tiere. Und selbst wenn wir uns vegan ernähren (immerhin machen das Kühe ja auch) macht das die menschliche Muttermilch nicht automatisch vegan, oder?

Aber mal ehrlich: Worum geht es denn, wenn wir auf tierische Produkte verzichten wollen? Es geht um das Wohl der Tiere. Es geht darum, dass sie nicht für unsere Zwecke ausgebeutet werden. Es geht darum, dass wir einer Mutter (Kuh) nicht die Milch wegnehmen, die sie eigentlich nur produziert, um es ihren Kälbern (die ihnen weggenommen wurden) zu geben.

Und das ist ja bei der Muttermilch ganz anders. Natürlich kommt sie von einem Tier (denn auch wir Menschen sind per Definition Tiere), aber die Mutter produziert sie eben genau für das Baby, das die Milch bekommt. Und die Mutter wurde auch nicht zwangsweise künstlich befruchtet, muss nicht in einem Gefängnis leben und wird auch nicht zur Abgabe ihrer Milch gezwungen.
 


Tipp #8

Es ist nicht nur vollkommen in Ordnung, als Veganerin sein Baby mit Muttermilch zu füttern, sondern es wird ausdrücklich empfohlen.

 

 

Wir würden uns freuen, wenn ihr uns über eure Erfahrungen berichten würdet, wie ihr die Umstellung der Familie auf eine vegane Lebensweise erlebt habt. Schreibt uns dazu gerne eine Mail!

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